top of page
  • AutorenbildPeter Weixelbaumer

Tom Hanks und die Sache mit Franz Schubert



Hallo zusammen! Wir leben in einer spannenden Zeit des digitalen Denkens. Und das meine ich jetzt nicht nur technologisch, sondern auch soziologisch bzw. psychologisch! Verfolgt man die Meinungs- und Stimmungslage vieler Menschen, dann scheint das ganze Leben der Binärcode-Logik zu folgen. Und zwar nicht in Form einer schier unendlichen Vielfalt an Ziffernreihen mit 0 und 1, sondern in der schlichten Unterteilung der ganzen Welt in nur zwei Ausprägungen: Etwas ist entweder „gut“ oder „schlecht“, entweder „schwarz“ oder „weiß“, entweder „in“ oder „out“, also abstrakt gesagt entweder „0“ oder „1“. Ziemlich simpel, aber leider auch ziemlich falsch...!


Eine ähnliche Sichtweise gibt es für den Dauerbrenner „persönliches Glück“. In Franz Schuberts Lied „Der Wanderer“ heißt es sehr treffend: „Dort, wo du nicht bist, dort ist das Glück“. Schubert beschreibt damit die Neigung des Menschen, genau das für sein persönliches Glück haben zu wollen, was man gerade nicht hat: Der Single wünscht sich eine Partnerin oder einen Partner zum Glück. Wer gerade in einer Beziehungskrise steckt, sehnt die Freiheit des Singles herbei. Scheint die Sonne, ist es zu heiß und trocken. Regnet es, folgt der Ruf nach der Sonne. Auch hier das Muster: Es gibt nur zwei Ausprägungen – und der Glück bringende Sollzustand liegt genau im Gegenteil dessen, was gerade ist. Na wumm, was für ein (endloses) Dilemma... ;-)


Dazu fällt mir meine Begegnung mit Tom Hanks ein. Na gut, es war nicht Tom Hanks, aber es war ein Mann, der der Zwillingsbruder von Tom Hanks hätte sein können. Springen wir zurück in die frühen 2000er: Ein Bekannter war damals im Organisationskomitee des „Bal de l’Été“ in Monaco und wollte unbedingt, dass ich am Ball teilnehme. Gesagt – getan, Weixi schmiss sich in den Smoking und ab ging es in drei Tage fast durchgängiges Halligalli im mondänen Fürstentum an der Cotè d’Azur - zwischen elitärem Yacht-Club, noblem Hotel de Paris und der In-Adresse Jimmy’z Monte Carlo Club.


Sehr viel blink-blink, sehr viel Spaß und viel „savoir-vivre“. Und plötzlich stand an einem wunderschönen Sommerabend Tom Hanks neben mir. Oder besser, der Mann, der wie Tom Hanks aussah. Tom – der eigentlich Frank hieß – war damals so um die 45. Er hatte sich als Rechtsanwalt in den USA eine goldene Nase verdient, seine Kanzlei zu Geld gemacht, um fortan als Privatier seine Zeit zu genießen. Im Gespräch erhärtete sich aber mein Eindruck, dass Frank ziemlich genervt war. Ja, einerseits, weil ich ihn auf seine Ähnlichkeit mit Tom Hanks angesprochen hatte: „Peter, thanks, I guess 100 guys or so just told me the same Tom Hanks story – only today!!“. Ok, Botschaft verstanden, das musste wohl nervig sein...


Aber was ich dann von Frank hörte, überraschte mich zum damaligen Zeitpunkt doch: „Peter, I can tell you, life is so boring. I can’t stand it anymore. Holidays, parties, leisure time. I don’t know what to do anymore. Everything is so boring.“ – sprach ein Mann, der keine materiellen Sorgen hatte. Der sich an einem lauen Sommerabend an einem der begehrtesten Plätze in Europa bei einer bunten Party mit Menschen aus aller Welt eine tolle Zeit machen konnte.

Aber Frank war nicht nach feiern zumute, denn seine Freiheit war für ihn subjektiv inflationär und damit ziemlich einseitig und wertlos geworden. Er hätte sich wohl jemanden an seiner Seite gewünscht, mehr Struktur, ja vielleicht sogar Fremdbestimmtheit. Einfach mehr Sinn. Da war sie schon wieder, diese „0“ versus „1“ Problematik: Tom, pardon, Franky-Boy starrte wie das Kaninchen auf die Schlange genau auf das, was er nicht hatte. Er tat aber nichts dazu, das zu erreichen, was er gerne wollte. Oder auch wenigstens nur in diese Richtung zu gehen. Und ebenso schade: Er schätzte nicht, was er hatte. Und machte sich nicht klar, dass genau seine Situation Millionen von Menschen für ihr persönliches Glück haben wollten.


Die Lösung ist relativ banal: Lebe nicht mit „0“ oder „1“, sondern kombiniere beides zu fast unendlich vielen Kombinationen: Wer die Vielseitigkeit unserer Welt erkennt, schätzt und nützt, wird ein intensives Leben haben. Wer die Kraft der Aktivität nützt und nicht statisch verharrt, der wird weiterkommen. Und wer sein Glück nicht sucht, der findet es sofort – wir tragen es in uns.

0 Kommentare

Aktuelle Beiträge

Alle ansehen
bottom of page