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  • AutorenbildPeter Weixelbaumer

Achtung Weltverbesserer! Oder: Die Krux mit den Zielen.


Hallo zusammen! Nehmen wir an, jeder Mensch hätte für sich das Ziel, die Welt zu verbessern, sie zu einem guten Platz zu machen. Du findest das realitätsfremd, denn dann müsste unsere Welt heute ganz anders, ja „besser“ sein? Stimmt, zumindest aus einer Perspektive, nämlich deiner. Frage bitte bei nächster Gelegenheit Menschen aus deinem Umfeld, was eine gute Welt ausmacht oder was sie besser macht. Dann frage bitte Freunde unterschiedlichen Alters, aus unterschiedlichen Kulturkreisen usw. Die Antworten werden inhaltlich durchaus auf gemeinsame Wurzeln zusammenlaufen, aber es wird individuell schillernde Rückmeldungen geben. Denn etwas „zu verbessern“ ist genauso subjektiv, wie etwas als „gut“ zu empfinden. Da spielen unsere Sozialisation, unsere prägende Kultur, individuelle Werte, Wahrnehmungen, Erfahrungen u.v.m. eine große Rolle. Es gibt also fesche Interpretationsspielräume, was eine gute Welt ist, wie man sie besser macht usw. Das ist weder überraschend noch neu? Ja, das stimmt. Aber kaum ein Entscheidungsträger denkt an diese Subjektivität oder handelt danach, wenn er Kommunikationsprojekte in seine Organisation gießt. Wer Paul Watzlawicks „Wie wirklich ist die Wirklichkeit“ liest, kann sich zur Relativität alles vermeintlich Faktischen austoben. :-)

Zurück zur besseren Welt. Das ist ein Ziel. Uns wird seit Jahrzehnten eingetrichtert, dass wir Ergebnisziele definieren sollen. Das hat auch seine absolute Berechtigung, wir wollen ja messen, ob bzw. in welchem Umfang wir unsere Ziele erreicht haben. Schwieriger wird es schon, ob alle unter dem Ziel auch – siehe oben - dasselbe verstehen – eine Diskussion, die ich gerne mit dem Topmanagement von Unternehmen führe. Und noch unschärfer wird es, wenn wir das Ziel nur gedanklich formuliert, aber nicht verschriftlicht haben. Wer kennt sie nicht, die Unternehmensleiter, die von der Zielsetzung bis zur Strategie alles im Kopf haben. Die restliche Belegschaft versucht zwar alles, tut sich aber beim „Gedankenlesen“ doch ein bisserl schwer. ;-) Aber das allein ist es immer noch nicht...

Ich arbeite gerade mit einer Spitzensportlerin an einem spannenden Projekt und sie betont – zurecht –, dass Inhaltsziele mindestens ebenso wesentlich sind wie Ergebnisziele: Habe ich definierte Meilensteine erreicht? Bin ich effizient unterwegs? Erfüllt mich der Weg zum Ergebnisziel? Ja, habe ich so etwas wie Spaß daran? Und nicht zuletzt: Bin ich so speedig unterwegs, dass ich – im positiven Sinne – übers Ergebnisziel hinausschießen könnte? Wenn man mit seinem Unternehmen den 5. Platz im Umsatzranking erreichen möchte, hört man dann auf, wenn man den 5. Platz erreicht hat? Mit anderen Worten: Ergebnisziele können, wenn sie als alleine fixe Steuergröße herangezogen werden, nicht nur motivieren und anspornen, sondern sogar bremsen. Jedes schon jahrelang erfolgreiche Unternehmen kann ein Lied davon singen. Dabei macht erst die Extrameile den wirklichen Erfolg aus.


Und was hat das alles jetzt mit Weltverbesserung zu tun? Es gibt Zielsetzungen, die Idealbilder sind. Das klingt sehr theoretisch? OK...Wie sieht’s aus mit deinen Wünschen und Wunschbildern zu den Themen: „Wie soll Weihnachten sein?“, „Wie soll der nächste Urlaub sein?“, „Wie soll meine Hochzeit sein?“ oder „Wie soll mein Partnerin oder mein Partner sein?“ Lauter Themen, die wir in den meisten Fällen mit Ergebniszielen unterlegen - verknüpft mit Idealbildern, die unser Herz höher schlagen lassen. Also echt blöd, dass die Welt nicht nur subjektiv ist und so viele Realitäten bereithält, sondern vor allem, dass sie von vielen Parametern und Einflussfaktoren, in unserem sozialen Kontext – egal ob privat oder im Wirtschaftsleben – von vielen Menschen gemeinsam gebildet und geformt wird. Und da kann der Clash zwischen Idealbild und „Realität“ sehr hart sein: So schnellen nach Weihnachten und Urlaub die Scheidungszahlen gerne nach oben. Es soll Pärchen geben, für die die Hochzeit mehr Stress oder Anlass zu Streit ist, als sie je vorab gedacht hätten – ja vielleicht sogar der Anfang vom Ende waren, bis hin zur Scheidung. Klingt paradox, ist kein Idealbild, kommt aber vor. ;-)

Sind Idealbilder also per se schlecht in der Zielewelt? Grundsätzlich nicht! Ich denke dazu an ein Gespräch mit einer weiteren Spitzensportlerin. Sie erzählte mir, dass sie ihre Wettkämpfe vorab ganz genau und detailgetreu durchdenkt und durchlebt – und in Gedanken immer gewinnt, was sich dann in der Realität wiederholt. Sie prägt die gedankliche Idealwelt so stark in sich ein, dass sie aus dem Wunsch bzw. dem Ziel fast schon Realität macht. Ein früherer Managerkollege von mir pflegte stets zu sagen „Perception is Reality“. Was jemand wahrnimmt, ist (für ihn) Realität und beeinflusst sein Verhalten. Und was man gedanklich vorformt, ist der Realität näher als ein schwammiges Ziel bzw. ein diffuser Wunsch oder Gedanke. Idealbilder sind also starke Vehikel, aber man muss wissen, wie man damit umgeht. Denn rennt man einem Idealbild nach, das man nicht einmal annähernd in hohem Maße selbst prägen und realisieren kann, ist es keine Zielgröße mehr, sondern höchstens ein Frustbringer.


Abschließend nochmals zusammengefasst:

  • Setze dir Ziele: Ergebnisziele, die du erreichen willst und Inhaltsziele, wie du etwas erreichen willst. Beide Zielkategorien sind extrem wichtig.

  • Just do it: Verschriftliche deine Ziele.

  • Wenn du für eine Gruppe gemeinsame Ziele definieren willst: Denke und lebe in Zielharmonisierungen und vermeide dadurch so gut es geht Zielkonflikte. So bündelst du Ressourcen und Energien.

  • Stelle bei Gruppenzielen sicher, dass alle die Ziele kennen und darunter möglichst dasselbe verstehen – das ist nicht mit einer Kommunikationsmaßnahme getan, bleibe dran, in der Kommunikation und in der Bewusstseins- und Verständnisbildung, immer und immer wieder.

  • Bilde Idealbilder und richte dich danach aus, je konkreter du dein Ziel definierst und verschriftlicht hast, desto näher bist du an der Realisierung.

  • Aber Achtung: Die Welt wird von vielen Faktoren gebildet, also gehe mit Abweichungen richtig um, die du nicht bzw. kaum beeinflussen kannst.

  • Manage deine Zielerreichung: Es ist ebenso falsch, ein Ziel frühzeitig zu verwerfen wie ein Ziel, das keinesfalls mehr erreicht werden kann, stur zu verfolgen.

Mit anderen Worten: Ja, verbessere die Welt, lebe und fördere Ideale, aber richtig! :-) Dann kommst du wirklich ins Ziel!

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