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  • AutorenbildPeter Weixelbaumer

Ich seh’ etwas, was du nicht siehst!



Hallo Leute! Ihr kennt sicher das Spiel „Ich seh’ etwas , was du nicht siehst“. Meine Tochter Elli hat es als Kindergartenkind mit mir bis zum Abwinken gespielt. Was man als Kind nicht weiß, was aber auch viele Erwachsene nicht so sehen wollen oder vielleicht auch nicht können: Dieses Spiel begleitet uns in gewisser Weise das ganze Leben. Manche spielen es offen, manche subtil, andere unbewusst, andere sehr selbstbewusst. Und wiederum andere checken bis zum Schluss nicht, dass sie Teil dieses Spiels sind. Es gibt so viele Facetten davon, dass ich mich noch mehrmals damit in meinem Blog auseinandersetzen werde. Klingt philosophisch? Ist es vielleicht auch ein bisserl. ;-)


Heute eine Facette und eine kleine Geschichte dazu. Vor einigen Jahren arbeitete ich in meiner Rolle als Kommunikator eines großen Industriebetriebes eng mit dem Werkleiter zusammen, der sehr strukturiert und konsequent an Effizienzsteigerungen heranging. Diese Verbesserungen fliegen einem aber nicht automatisch zu. Man muss sie nicht nur erarbeiten, man muss sie vorab erkennen. Der Werkleiter hatte dazu einen sehr pragmatischen Zugang: Er zog am Boden mit weißer Kreide einen Kreis, stellte sich hinein, rührte sich nicht mehr vom Fleck und beobachtete aus dieser fixen Position die Produktionsprozesse um sich herum. Durch genaue Beobachtung fällt es einem plötzlich wie Schuppen von den Augen: ineffiziente Abläufe treten klar hervor und werden augenscheinlich. „Sehen lernen“ nannte er diesen Prozessschritt.

Zu Beginn war das mit Kreidekreis und Co für mich offen gesagt etwas schräg. Aber den grundsätzlichen Impuls habe ich mir mitgenommen. Denn ich bin überzeugt, dass wir vieles in unserer Welt nicht sofort sehen bzw. erkennen (können), sondern dass wir dafür erst unseren Blick schärfen müssen, eben erst „sehen lernen“ müssen. Arbeitsabläufe und Prozesse sind ein Paradebeispiel dafür, aber es gilt für vieles andere mehr. Haben wir aber einmal unser Sensorium entwickelt und „sehen gelernt“, dann können wir über die ursprünglich unsichtbaren Details plötzlich gar nicht mehr hinwegsehen.


Ein Beispiel (bei dem man gerne darüber hinwegsehen würde): Welcher Häuslbauer kennt ihn nicht, den Kratzer am frisch verlegten Holzboden oder den kleinen schwarzen Fahrer an der frisch gestrichenen Wand? Einmal entdeckt, geht unser Blick jedes Mal automatisch auf die Stelle. Und auch wenn Dritte die kleinen Minischäden gar nicht sehen, uns springen sie förmlich ins Gesicht.


Ich zeichne mir zwar keinen Kreis auf, um mich hineinzustellen und meine Umwelt zu beobachten. Aber ich gehe bei vielen Themenstellungen bewusst in eine Beobachterrolle, fokussiere den Blick, lerne sehen – und verstehen. Und gerade die dadurch entdeckten und erkannten Details und Zusammenhänge sind es, die für ein zielführendes weiteres Vorgehen den Unterschied machen und zum Erfolg führen. In diesem Sinne: Riskiert bei komplexen Themen einen zweiten, dritten, vierten Blick. Nehmt euch Zeit, sehen zu lernen. Und zoomt euch ins Leben. Geht auf den Durchblick! ;-) Sonst bleibt vieles oberflächlich, unentdeckt – und unverstanden. Life is not black and white, life is colorful – and wonderful!


PS: Und Kratzer am Holzboden gehören dazu!


wep, am 04.Mai

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