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  • AutorenbildPeter Weixelbaumer

„Hey, Seppi, keep cool!“ Wie man mit Untergriffen im Netz umgeht.


Hallo Leute! Ihr kennt sicherlich den Spruch: „Von Kindern lernen.“ Das hat manchmal schon was für sich. Kinder haben beispielsweise zu manchen Themen eine Gelassenheit, die Erwachsenen rasch mal abhanden kommt. Unsere Kids Nici und Elli hatten im Kindergarten einen Lieblingsspruch: „Hey, Seppi, keep cool!“ (by the way: Es gab in der Kindergartengruppe gar keinen Seppi ;-)). Der Spruch passt zu meinem heutigen Blogbeitrag, nämlich, wie man mit persönlichen Untergriffen in den Sozialen Medien umgeht.


Die Psyche des Menschen ist extrem spannend. Das zeigt sich gerade auch am Sozialverhalten im Internet. Wer „Diskussionen“ in den sozialen Medien verfolgt, der weiß, was ich meine. Ein sachlicher Diskurs auf Facebook & Co wird rasch zum virtuellen Ringkampf, wenn barsche Banalität glaubt feine Komplexität schlagen zu können bzw. zu müssen. Vor allem ist es immer wieder fesch zu beobachten, wie sich „Dialoge“ emotional aufschaukeln. Da wird im Vergleich die alte Weisheit „Simmering gegen Kapfenberg – das ist Brutalität“ zum sinnbildlich lauen Mailüfterl. ;-)


Doch wie geht man als Person mit Untergriffen im Netz um?

Drei Aspekte vorweg:

  1. Ich gehe hier von unwirschen, ungehobelten, aber nicht von ausfälligen oder gar illegalen Statements aus. In diesen Fällen ist dann wirklich Schluss mit lustig: Dialog sofort beenden, über das soziale Medium Sanktionsmechanismen starten und ggf. auch Behörden ins Spiel bringen.

  2. Es macht einen Unterschied, ob man sich als Person oder als Organisation in sozialen Medien bewegt. Hier im Beitrag schauen wir uns die Verhaltensoptionen einer Person an.

  3. Und: Kommunikation ist kontextabhängig. Ein kleiner Test dazu: Grüße beim Landspaziergang die entgegenkommenden Spaziergänger mit einem „Hallo“ oder „Grüß Gott“ o.ä. und mach’ gleiches bei Menschen, die dir auf der Wiener Kärntner Straße entgegenkommen – und ähm, ja, die Reaktionen werden ziemlich bunt sein. Jedenfalls wirst du auf der Kärntner Straße rasch auffallen, beim Spaziergang am Land hingegen absolut nicht. In der Kommunikation gilt: Grundlegende Herangehensweisen müssen mit situativer Bewertung und Entscheidung kombiniert werden. Hier also Verhaltensoptionen, aber jede einzelne Situation braucht eine individuelle Bewertung und ggf. auch Handlung.


Sodala, wie lauten aber nun grundlegende Verhaltensmöglichkeiten, wenn man als Person im Netz mit Untergriffigkeiten konfrontiert wird?


  1. Da ist er wieder, der Spruch: „Hey, Seppi, keep cool!“ Der souveräne Umgang mit einem Angriff ist auch im digitalen Raum in der Regel nicht falsch. Meist macht das Spiegeln einer angriffigen Kommunikation keinen Sinn, denn es kocht und schaukelt alles nur auf. Und wie bei einer Rangelei in der Einkaufsstraße zieht man zusätzlich nur weitere Schaulustige an. Der (untergriffige) Konflikt wird also gepusht und legt so an „Prominenz“ zu. Will man aber aus einem strategischen Grund heraus genau das, nämlich eine Eskalation, dann wirkt eine Verschärfung der Tonalität natürlich dahingehend – aber bitte mit der feinen Klinge. ;-)

  2. Ist der verbale Angriff demaskierend schwachsinnig untergriffig, dann wandle deinen möglichen Ärger rasch in eine gewisse Genugtuung um und lass die Botschaft in ihrer einfältigen Pracht einfach unkommentiert so stehen oder erwidere nur ein kurzes, sachliches Statement. Schnell wird der Untergriff für den Angreifer schlicht peinlich – und dein souveränes Vorgehen wirkt für den Betrachter als (siegende) Antithese.

  3. Es ist immer wieder überraschend: Viele agieren so, als wäre man im Netz völlig anonym: ist man aber natürlich nicht! Wenn der Stänkerer namentlich auftritt ohnehin nicht, aber selbst als Pseudonym lassen sich im Fall des Falles Identität und Quelle klären. Zudem wirken Normen und Gruppendruck auch auf einen Menschen, der sich hinter einem Pseudonym versteckt. Also 1., 2. und 3. können auch bei „Superheld1“ oder „toto100“ wirken. On top: Kennst du ggf. jemanden aus dem sozialen Umfeld deines untergriffigen Widersachers, dann ziehe diesen charmant in deine Antwort rein – das kann nur verbal sein („und übrigens viele Grüße“) bis hin zur Verlinkung in der Antwort. Soziale Wünschbarkeit im Verband wirkt – eben auch „sogar“ im Netz! Und unter Freunden oder Familienmitgliedern fühlt sich der untergriffige „toto100“ mit seinem Vorgehen ganz plötzlich gar nicht mehr so unerkannt, anonym oder auch „stark“.

  4. Ein Klassiker in der Kommunikation ist das erwachsenenpädagogische „an die Brust nehmen“ und „umarmen“. Ich hab da einen Kommunikator im Kopf, der mir vor vielen Jahren einmal sagte: „Ich umarme meinen Gegner so lange, bis er keine Luft mehr bekommt.“ Das ist drastisch ausgedrückt, aber sinnbildlich nicht so falsch. Es kann also Sinn machen, den Untergriffler wo passend ganz sozial zu nehmen und ihn vordergründig konsensual zu packen: „ich verstehe“, „das tut mir leid“, „brauchst du Unterstützung“. Die Wahrscheinlichkeit ist dann relativ groß, dass dem Angreifer seine Untergriffigkeit plötzlich gar keinen Spaß mehr macht, weil er von dir von der Angriffs- in die Opferrolle gedrängt wird. Na sowas aber auch! ;-)


Das sind vier grundlegende Handlungsoptionen – je nach Situation können sie Untergriffigkeiten eines Widersachers im Netz Wirkung und Schärfe nehmen. In diesem Sinne: Let’s rock it. Und: Ein Prosit auf den Seppi! :-)

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